5.4 Sadismus
Der Sadist empfindet reale, nicht virtuelle Handlungen als sexuell erregend, die einem anderen psychisch oder physisch Leiden zufügen. (Fesseln, Auspeitschen, Knebeln, Zufügen von Brandwunden, Anbringen von Wäscheklammern….bis zum Tod).
Marquis de Sade beschreibt in seinem Buch „Die 120 Tage von Sodom“ derartige sexuelle Praktiken.
Die Prävalenz für Erregungsmuster sadistischen Inhalts ist laut Berliner Männerstudie erstaunlich hoch: angeblich haben etwa 20% aller Männer sexuelle Phantasien mit sadistischen Inhalten, etwa 15% leben ihre sadistische Neigung auch aus.
Die psychoanalytische Ansatz zur Erklärung sadistischer Neigungen ist etwa folgendermaßen: Die defizitär verlaufende Persönlichkeitsentwicklung eines Mannes ist verursacht durch eine narzistische Wunde, die auf mangelnde Zufuhr mütterlicher Liebe zurückgeht. Diese narzistische Wunde führt zu Wut und Aggression gegenüber der versagenden Mutter. In der Pubertät wird die Aggression sexualisiert und damit auf die schuldlose Sexualpartnerin übertragen. Ein junger Mann rächt sich über die Partnerin an seiner Mutter. „Wenn ich schon nicht geliebt wurde, wenn mir schon Leid zugeführt wurde, dann soll es Dir nicht anders ergehen!“ Dieses Verhalten ist eine Art Selbstreparatur der defizienten Persönlichkeit.
Wie schon erwähnt genügen vielen Männern zur Bedienung ihrer Erregungsmuster sadistische Phantasien, häufig werden aber Inszenierungen durchgespielt, in denen ein Mann die völlige Kontrolle über sein Opfer erlangt. Dieses ist idealerweise masochistisch veranlagt, unterwirft sich und lässt die Demütigungen lustvoll über sich ergehen. Auf ein Codewort, das vorher festgelegt wurde, wird das Spiel beendet.
Auch für den Sadismus gilt das Prinzip der Konsensualität der Sexualität. Doch selbst ihr sind Grenzen gesetzt, denn – selbst wenn es gewünscht wäre – dürfen keine Schäden an Leib oder Seele eines Sexualpartners entstehen.
Copyright by Dr. Georg Pfau